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Analyse

Windkraftausbau bricht ein

Katja Dombrowski, 14.09.18
Eine Analyse von Daten der Netzagentur bestätigt: In Deutschland gehen weitaus weniger Windräder ins Netz als im Vorjahr. Auch Genehmigungen werden seltener.

Der Zubau der Windenergie an Land ist in Deutschland stark eingebrochen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres gingen 523 Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 1714 Megawatt (MW) in Betrieb, wie aus einer Analyse der Fachagentur Windenergie an Land hervorgeht. Das sind 31 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2017. Der Nettozuwachs – nach Abzug der Anlagenstillegungen im selben Zeitraum – erreichte 1629 MW. Zu einem ähnlichen Ergebnis waren im Juli auch die Branchenverbände BWE und VDMA gelangt.

Zudem ist das Volumen der genehmigten Anlagen seit Beginn der Ausschreibungen deutlich gesunken: Von Januar 2017 bis Juli 2018 lag die genehmigte Windenergiekapazität bei durchschnittlich 130 MW pro Monat und damit gut 60 Prozent unter dem Niveau des Zeitraums Januar 2014 bis November 2016. Der Dezember 2016, in dem ein Vorzieheffekt stattfand und rund 5000 MW genehmigt wurden, wurde bewusst aus der Auswertung herausgelassen.

Die Analyse wertet das Marktstammdatenregister aus, in dem die Bundesnetzagentur die Erneuerbare-Energien-Anlagen erfasst. Sie berücksichtigt alle Windkraftanlagen mit einer Mindestkapazität von 750 Kilowatt, also das Segment, das seit 2017 grundsätzlich dem Ausschreibungsregime unterworfen ist. Ende Juli umfasste das Register 1328 genehmigte Windenergieanlagen mit einer Gesamtkapazität von 4096 MW. 55 Prozent davon wurden seit Anfang 2017 genehmigt.

Auch die sechste Ausschreibung für Windenergie an Land, die im August lief, hat die Fachagentur separat ausgewertet. Dabei konnte das ausgeschriebene Volumen nicht komplett vergeben werden. 200 Turbinen mit zusammen 667 MW erhielten eine Förderzusage, 670 MW wären möglich gewesen. Nur sechs Prozent der bezuschlagten Leistung ging an Bürgerenergiegesellschaften. Der mengengewichtete Mittelwert aller Gebote war mit 6,16 Cent pro Kilowattstunde der höchste aller bisherigen Ausschreibungsrunden.

Repowering-Quote steigt

Die Realisierungsdauer von Windkraftprojekten ist im ersten Halbjahr 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Monate gestiegen und lag nun bei 17,2 Monaten. Unter den 523 Inbetriebnahmen befanden sich nur sieben Turbinen, deren Vergütungsanspruch per Ausschreibung gewonnen wurde.

Ein Fünftel der Neuanlagen wurde im Rahmen eines Repowerings errichtet. Bezogen auf die installierte Kapazität stieg die Repowering-Quote um rund fünf Prozent auf 20,5 Prozent. Bei der regionalen Verteilung des Zubaus lagen erneut die Bundesländer Niedersachsen (496 MW), Nordrhein-Westfalen (274 MW) und Brandenburg (203 MW) vorne. Südlich der „Mainlinie“ entstand ein Fünftel der Neuanlagen, was dem Durchschnittswert der Jahre 2010 bis 2017 entspricht.

Unbestrittener Marktführer in der Onshore-Windkraft in Deutschland ist weiterhin Enercon. Der angeschlagene Hersteller aus Aurich konnte seinen Marktanteil um 16 Prozent auf 56 Prozent steigern. Seine Anlage E-115 mit 3,0 MW ist mit Abstand das beliebteste Windrad: Es wurde in der ersten Jahreshälfte 148 Mal aufgestellt. Auf Platz zwei liegt Vestas. Auch die Dänen erhöhten ihren Marktanteil, und zwar von 19 auf 24 Prozent. Ihre V126 mit 3,3 bis 3,45 MW dreht sich an 78 zusätzlichen Standorten. Dritter im Bunde ist Nordex aus Rostock. Die drei Schwergewichte lieferten zusammen 90 Prozent aller Neuanlagen.

Ein Einbruch des Windkraftausbaus nach der EEG-Novelle 2017 war weithin befürchtet worden. Nun komme er sogar „schneller und tiefer“, urteilt Hans-Josef Fell, der zu den Vätern des EEG zählt. Er fordert die Bundesregierung auf, die „verfehlten“ Änderungen dringend zurückzunehmen.

 

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