Anzeige
Netzausbau

Netzagentur sieht Fortschritte

Michael Hahn, 08.05.17
Der Ausbau der Stromnetze in Deutschland kommt voran, schreibt die Bundesnetzagentur in ihrem heute (8. Mai) präsentierten Jahresbericht. Weil die drei großen Nord-Süd-Leitungen trotzdem nicht vor dem Atomausstieg fertig werden, hält die Behörde noch jahrelang Reservekraftwerke für nötig.

Die staatliche Bundesnetzagentur (BNetzA) hat ihren Jahresbericht 2016 vorgestellt, der unter anderem den aktuellen Stand beim Ausbau der Stromnetze zusammenfasst. Die Bonner Behörde sieht dabei insgesamt Fortschritte. Ein Blick auf die Zahlen macht allerdings deutlich, dass der weitaus größte Teil erst noch gebaut werden muss: Von den rund 7700 Kilometern an geplanten Höchstspannungsleitungen sind laut dem Bericht derzeit rund 850 realisiert.

1800 Kilometer des Gesamtbedarfs stammen laut BNetzA aus dem sogenannten Energieleitungsausbaugesetz von 2009. Für die Planung dieser Projekte sind die Bundesländer zuständig. Hier seien 700 Kilometer gebaut und 950 Kilometer bereits genehmigt worden. Die restlichen 5900 Kilometer sind Vorhaben aus dem Bundesbedarfsplangesetz. Hiervon sind lediglich knapp 150 Kilometer fertig und 450 Kilometer genehmigt. Für die drei großen Nord-Süd-Stromautobahnen, die laut der Netzagentur vor allem Strom aus Windkraftanlagen im windreichen Norden nach Süden transportieren sollen, läuft jetzt die formelle Beteiligung der Öffentlichkeit. Kritiker sind skeptisch, ob der Ausbaubedarf bei den Stromtrassen tatsächlich in diesem Umfang bestünde, wenn fossile Kraftwerke vermehrt vom Netz gehen würden, statt es zu verstopfen. Die BNetzA selbst hat gerade erst einen anderen Bericht vorgelegt, in dem sie feststellt, dass konventionelle Meiler selbst bei negativen Preisen weiter einspeisen.

Zum Jahresbericht sagte BNetzA-Chef Jochen Homann gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa), dass die Nord-Süd-Korridore gut im derzeitigen Zeitplan lägen, aber frühestens 2025 fertiggestellt würden. Drei Jahre zuvor sollen die letzten deutschen Atomkraftwerke vom Netz gehen. Eine Ursache für diese Lücke liege in der auf Druck der bayerischen CSU-Regierung gefällten Entscheidung, Leitungen bevorzugt als Erdkabel zu verlegen. Obwohl das als wesentlich teurer gilt, hält Hohmann die Entscheidung für richtig: „Wir sehen deutlich, dass die Akzeptanz für die Leitungen steigt, seit klar ist, dass diese als Erdkabel realisiert werden“, sagte er der dpa. „Ohne Erdkabel würden wir überhaupt nicht vorankommen.“

Deutlich erhöhter Bedarf an Reserveleistung

Bis die Stromtrassen da sind, sieht der BNetzA-Bericht weiterhin Bedarf an Kapazität aus Reservekraftwerken, um das Stromnetz in kritischen Situationen zu stabilisieren. Für den Winter 2017/2018 haben die Experten sogar einen deutlich erhöhten Bedarf von 10.400 Megawatt Reserveleistung ermittelt. „Ein guter Teil des neuen Bedarfs geht auf einen erhöhten Sicherheitsstandard zurück, den die Bundesnetzagentur bei der Berechnung angelegt hat“, teilte die Behörde mit. Er könne weitestgehend aus dem Bestand an Reservekraftwerken gedeckt werden. Im nächsten Jahr sei ein Engpassmanagement mit Österreich geplant, was wiederum zu einer deutlichen Entspannung bei der Netzreserve führe.

Die Maßnahmen zum Redispatch- und Einspeisemanagement haben sich derweil gegenüber 2015 um rund ein Viertel verringert. Gründe hierfür waren laut der BNetzA günstige Witterungsbedingungen und der Bau der sogenannten „Thüringer Strombrücke“. Genaue Zahlen sollen dazu in einigen Wochen veröffentlicht werden. Die Behörde hält in jedem Fall an ihren Plänen fest. „Eine echte Trendwende bei der Anzahl der Eingriffe ist erst zu erwarten, wenn nach Abschaltung der letzten Kernkraftwerke der Netzausbau realisiert worden ist“, heißt es aus Bonn.

Kommentare (0)

Kommentar verfassen»

Kommentar verfassen

Anzeige
Anzeige