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Atomenergie

Experten fordern mehr Erneuerbare im Vereinigten Königreich

Michael Hahn, 11.07.18
Großbritannien investiert nach wie vor in Atommeiler. Ein unabhängiges Beratungsgremium der Regierung kommt jetzt zu dem Schluss, dass das Land stärker auf Erneuerbare setzen sollte. Das sei auf lange Sicht günstiger.

Das Vereinigte Königreich sollte zukünftig stärker auf erneuerbare Energien statt auf Atomenergie setzen, wie jetzt die Nationale Infrastrukturkommission (National Infrastructure Commission – NIC) empfohlen hat. Das Gremium wurde 2015 als unabhängige Regierungsberatung eingesetzt.

In einer jüngst veröffentlichten Analyse kommt die NIC zu dem Schluss, dass Großbritannien nach Hinkley Point C bis zum Jahr 2025 nur den Bau eines weiteren Atommeilers finanzieren sollte. Dies würde ermöglichen, „in Zukunft auf neuere kohlenstoffarme Energiequellen umzusteigen, während gleichzeitig die nukleare Versorgungskette und Kompetenzbasis Großbritanniens erhalten bleiben“, heißt es in der ersten sogenannten Nationalen Infrastrukturbewertung.

Derzeit befinden sich in Großbritannien mindestens sechs weitere AKW in Planung. Hinkley Point C ist stark umstritten. Immer wieder sorgen Probleme mit dem Bau und explodierende Kosten für Schlagzeilen. Der Staat subventioniert das Vorhaben mit Milliarden, es gilt schon jetzt als unrentabel.

Erneuerbare langfristig günstiger

Nun spricht die NIC von einem Paradigmenwechsel: Noch vor zehn Jahren sei es undenkbar gewesen, dass eine sichere und günstige Energieversorgung im Vereinigten Königreich hauptsächlich mit erneuerbaren Energien möglich sei. „Wenn wir jetzt handeln, haben wir die einmalige Chance, unser Land grüner zu machen und das Geld der Verbraucher langfristig zu schützen“, sagt der NIC-Vorsitzende John Armitt. Lange Zeit hätte man angenommen, dass der Umstieg auf grüne Energie teuer für die Verbraucher werde, so Armitt. Neue Analysen hätten jedoch ergeben, dass das nicht mehr gelte. Da die Kosten für neue saubere Technologien mit höherer Wahrscheinlichkeit schneller sinken würden, könnte längerfristig ein erneuerbares Energiesystem günstiger sein als der Bau weiterer Kernkraftwerke, heißt es seitens der Kommission.

Derzeit haben die Erneuerbaren laut NIC einen Anteil von 30 Prozent an der Elektrizität im Vereinigten Königreich. Noch vor fünf Jahren seien es nur zwölf Prozent gewesen. Das Gremium empfiehlt der Regierung nun möglichst schnell Maßnahmen einzuleiten, mit denen der Anteil bis 2030 auf mindestens 50 Prozent gesteigert werden kann. Neben verstärkten Investitionen in Erneuerbare sollten beispielsweise auch die Anstrengungen zur Verbesserung der Energieeffizienz bei Gebäuden erhöht werden.

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