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Sparmaßnahmen

Nordex will bis zu 500 Stellen streichen

Michael Hahn, 07.09.17
Der Anlagenhersteller Nordex will fast jeden zehnten Arbeitsplatz streichen, vor allem deutsche Standorte sind betroffen. Grund seien ein starker Preisdruck und die rückläufige Entwicklung des Markts. Auch andere Hersteller geraten unter Druck.

Der Hamburger Windenergieanlagenhersteller Nordex baut bis Ende des Jahres bis zu 500 Arbeitsplätze ab. Damit reagiert das Unternehmen nach eigenen Angaben auf die „weiterhin rückläufige Nachfrage und stark veränderte Marktbedingungen im Kernmarkt Deutschland sowie in weiteren europäischen Ländern“. Die Maßnahme ist Teil eines Kostensenkungsprogramms, mit dem Nordex in 2018 circa 45 Millionen Euro einsparen will. Das Gros der 400 bis 500 Entlassungen betreffe hauptsächlich Standorte in Deutschland und in geringem Umfang andere europäische Niederlassungen.

Insgesamt beschäftigt die Nordex-Gruppe 5200 Mitarbeiter, 2500 davon in Deutschland. Das Unternehmen verspricht sich von den Stellenstreichungen Ersparnisse bei den Personalkosten in Höhe von 24 Millionen Euro. Weitere 21 Millionen sollen bei Materialkosten gespart werden.

Der globale Markt für Windenergie sei von Systemumstellungen, starkem Preisdruck und einer Verschiebung des Wachstums von den etablierten Märkten zu den Schwellenländern geprägt, sagte José Luis Blanco, CEO bei Nordex. In den europäischen Kernmärkten zeichne sich aktuell eine stagnierende bis rückläufige Entwicklung ab. „Trotz einer guten Aufstellung und bereits erfolgreich eingeleiteter Maßnahmen, müssen wir weitere kurzfristig wirksame Einsparungen realisieren. Eine Kapazitätsanpassung ist daher zwar schmerzhaft, aber unvermeidbar“, so der Nordex-Chef.

Auch Senvion streicht Stellen

Blanco hatte den Posten an der Unternehmensspitze erst im März von Lars Bondo Krogsgaard übernommen. Der Däne nahm seinen Hut, nachdem er trotz guter Geschäftszahlen in 2016 die Absatzerwartungen senkte und die Umsatzprognose für 2018 mit Hinweis auf ungünstige Entwicklungen in Brasilien und Südafrika von 4,2 bis 4,5 Milliarden Euro um eine Milliarde nach unten korrigierte. Ein dramatischer Kurseinbruch der Nordex-Aktie war die Folge. Schon damals war im Rahmen von Einsparpotenzialen auch von möglichen Entlassungen die Rede.

Der Nordex-Plan ist nicht die erste Hiobsbotschaft aus den Reihen der Windturbinenbauer: Im März hatte Senvion angekündigt, 780 Stellen streichen zu wollen, 730 davon in Deutschland. Dieser Trend könnte sich weiter fortsetzen. „2019 ist das Jahr der Wahrheit für die Hersteller von Windenergieanlagen“, sagte kürzlich Andreas von Bobart, Geschäftsführer beim Anlagenbauer GE Wind Energy auf einer Pressekonferenz. Schon jetzt würden die Hersteller Auftragsrückgänge verzeichnen.

Branche unter Druck

Der Manager bezog sich dabei auf die neuen Rahmenbedingungen im Ausschreibungssystem. Dabei wird über Auktionen ermittelt, wer Windparks bauen darf. Der Bieter, der am günstigsten Strom produzieren will, gewinnt. Dadurch entfällt die bisherige feste Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz. Das setzt die Branche unter enormen Preisdruck, von dem auch die Anlagenhersteller nicht verschont bleiben.

In den ersten Ausschreibungsrunden waren vor allem Windenergieprojekte ohne Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz erfolgreich. Wann und ob diese Vorhaben wirklich umgesetzt werden, ist derzeit höchst unsicher. „Die Folge: Kein Hersteller hat von den rund 800 Megawatt aus der ersten Ausschreibung nennenswert Aufträge gewonnen“, erklärte Nordex Ende Juli.

In 2019 könnte deshalb ein Bruch beim Ausbau der Windenergie drohen. Branchenkenner befürchten dramatische Folgen für die Windindustrie in Deutschland und ihre Beschäftigten. Vielfach wird deshalb gefordert, es müsse dauerhaft festgeschrieben werden, dass nur genehmigte Windprojekte einen Zuschlag erhalten. Die Bundesregierung hat dies bislang nur für die ersten beiden Ausschreibungsrunden 2018 beschlossen.

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