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Wirtschaftskriminalität

Millionenbetrug mit erfundenen Windparks

Michael Hahn, 06.05.20
In Norddeutschland wurde ein großangelegter Betrug mit Beteiligungen an falschen Windparks aufgedeckt. Fünf Verdächtige sitzen in U-Haft. Die Polizei sucht nach weiteren Betrugsopfern und Hinweisgebern.

Ermittler haben in Norddeutschland einen Millionenbetrug mit erfundenen Windparks auffliegen lassen. Wie Polizeidirektion und Staatsanwaltschaft Osnabrück Mitte April mitteilten, wurden vier Verdächtige im Oldenburger Münsterland, in Wallenhorst und in Zirndorf festgenommen. Der Hauptverdächtige sei in Berlin verhaftet worden. „Die festgenommenen Beschuldigten befinden sich aufgrund bestehender Fluchtgefahr in Untersuchungshaft; ein Beschuldigter ist flüchtig“, heißt es in der Mitteilung. Nach ihm werde gefahndet.

Insgesamt seien sieben Beschuldigte im Alter von 26 bis 63 Jahren ermittelt worden. Ihnen wird „die Verabredung zu banden- und gewerbsmäßigen Betrugstaten mit einem drohenden Schaden im dreistelligen Millionenbereich sowie Urkundenfälschung in einer Vielzahl von Fällen“ vorgeworfen. Durch das Engreifen der Beamten am 17. April seien „weitere mögliche Betrugsopfer vor finanziellen Schäden bewahrt“ worden, „ein Schadenseintritt stand unmittelbar bevor“.

Laut Polizei und Staatsanwaltschaft wurden an dem Tag „nach monatelangen intensiven Ermittlungen“ zeitgleich mehrere Durchsuchungsbeschlüsse in Bayern, Berlin, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt vollstreckt. Dabei seien umfangreiches Beweismaterial, hohe Summen Bargeld und zahlreiche Wertgegenstände beschlagnahmt worden. Bei den Verdächtigen soll es sich mehrheitlich um eine Unternehmerfamilie aus dem Emsland handeln, die Erneuerbare-Energien-Projekte wie Windparks entwickelt und an Investoren verkauft.

Falsche Urkunden und versuchte Bestechung

Zum Namen des Unternehmens machte die Staatsanwaltschaft Osnabrück auch auf Nachfrage keine Angaben. Übereinstimmende Medienberichte, wonach es sich um die Unternehmensgruppe Holt Holding handelt, wollte die Staatsanwaltschaft mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht bestätigen. Auch der mit der Verteidigung eines der Beschuldigten beauftragte Fachanwalt für Strafrecht Thomas Klein wollte keine Informationen zur Identität seines Mandanten oder die Vorwürfe gegen ihn herausgeben.

Laut Pressemitteilung von Polizeidirektion und Staatsanwaltschaft seien die ermittelten Personen „dringend tatverdächtig, sich dazu verabredet zu haben, zukünftige Investoren insbesondere mittels des massiven Einsatzes gefälschter Urkunden über die Realisierungsfähigkeit der von ihnen konzeptionierten Projekte zu täuschen, um die Vorhaben sodann zu weit überhöhten Preisen zu verkaufen“, schreiben Polizei und Staatsanwaltschaft. Zudem seien zwei der Beschuldigten „der Anstiftung zur Bestechung dringend verdächtig“. Ihnen wird der Versuch vorgeworfen, sich einen ausländischen Diplomatenausweis und damit diplomatische Immunität zu beschaffen.

Die tatsächliche Schadenshöhe soll nun in den nächsten Wochen ermittelt werden, ebenso, ob es bereits ähnlich Betrugstaten gab. „Aufgrund des außerordentlichen Umfangs der Ermittlungen und der besonderen Komplexität der Sache ist mit einem zeitnahen Abschluss des Ermittlungsverfahrens nicht zu rechnen“, heißt es in der Mitteilung.

Die Polizei sucht noch nach weiteren Betrugsopfern und Hinweisgebern. Diese können sich an die Direktion in Osnabrück unter 0541/327-6301 wenden.

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