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Jahresbilanz

Windausbau auf Talfahrt

Michael Hahn, 29.01.19
Der Neubau von Windenergieanlagen an Land ging 2018 deutlich zurück, auch nächstes Jahr ist keine Besserung in Sicht. Damit drohe die Regierung ihre selbstgesteckten Ziele zu verpassen, warnen Branchenvertreter.

Die Erwartungen der Windbranche waren bereits niedrig, doch sie wurden noch unterboten: Der Ausbau der Onshore-Windenergie in Deutschland ist 2018 um 55 Prozent eingebrochen. Insgesamt wurden 743 Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 2400 Megawatt (MW) aufgestellt, wie der Bundesverband WindEnergie (BWE) und der Maschinenbauverband VDMA Power Systems heute (29. Januar) in Berlin mitteilten. Die Verbände hatten einen Zubau von 3300 MW erwartet. Im Rekordjahr 2017 waren es noch mehr als 5300 MW.

Ende 2018 waren in Deutschland insgesamt 29.231 Windenergieanlagen an Land mit einer Leistung von fast 53.000 MW am Netz. 363 der neuen Anlagen wurden im Rahmen eines Repowerings errichtet, dabei werden alte Windmühlen durch neue mit höherer Leistung ersetzt. 205 Anlagen (249 MW) wurden im Zeitraum abgebaut.

Auch in den nächsten beiden Jahren ist keine Besserung in Sicht, für 2019 gehen die Verbände von 2000 MW an Neuanlagen aus. Erst 2021 könnte sich der Markt durch die im Energiesammelgesetz festgeschriebenen Sonderausschreibungen erholen.

Branche fordert Genehmigungspflicht

Die Ursache für die derzeitige Talfahrt sehen BWE und VDMA in den Ausschreibungen 2017. Damals hatten aufgrund einer Sonderregelung vor allem Projekte ohne Genehmigung mit höheren Umsetzungsfristen einen Zuschlag erhalten. Diese Kapazitäten fehlten heute. Matthias Zelinger, Geschäftsführer von VDMA Power Systems, fordert deshalb, dass Genehmigungen endgültig zur Pflicht werden müssten, um an den Auktionen teilnehmen zu können. Bisher gilt das nur bis Juni 2020.

Auch bei der Anzahl der genehmigten Projekte stellt die Branche seit einiger Zeit einen massiven Einbruch fest. Der Zubau in 2018 beruhe vor allem auf Genehmigungen aus 2016, erklärte Zelinger. Wolfram Axthelm, Geschäftsführer des BWE, wies auf regionale Verwerfungen in den einzelnen Bundesländern hin. So hätte es in Bayern, Sachsen-Anhalt, dem Saarland und Schleswig-Holstein besonders wenige Genehmigungen gegeben. „Damit ausreichend Wettbewerb sichergestellt wird, muss der Genehmigungsstau in den Ländern abgebaut werden“, sagte Axthelm.

BWE und VDMA fordern, dass die Genehmigungsverfahren erleichtert sowie beschleunigt und die Klageverfahren verkürzt werden. Zudem müssten in den Flächennutzungsplänen der Bundesländer zwei Prozent für die Windenergie festgeschrieben sein. Andernfalls drohe die Bundesregierung ihre Erneuerbaren- und Klimaziele zu verfehlen. „Es ist selbsterklärend, dass das 65-Prozent-Ziel der Bundesregierung mit einem Fortführen des aktuell absehbaren jährlichen Zubaus bis zum Jahr 2030 nicht erreicht werden kann“, warnte Zelinger.

„Jahrelange Bremserpolitik“

Kritik kam auch aus den Reihen der Grünen. Der Einbruch im vergangenen Jahr sei Folge einer „jahrelangen Bremserpolitik der schwarz-roten Regierung gegen die erneuerbaren Energien“, kommentierte Julia Verlinden, energiepolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, die Zahlen.

Bereits am 21. Januar sind die Ausbauwerte der Offshore-Windenergie verkündet worden. Auf See wurden demnach im zurückliegenden Jahr 136 Windräder mit einer Leistung von knapp 970 MW neu ans Netz gebracht. Zusammengerechnet waren damit zum Jahresende 1305 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von etwas mehr als 6300 MW in Betrieb. Die Bundesregierung plant, die Offshore-Kapazität bis 2030 auf 15 Gigawatt (GW) auszubauen. Zu wenig für die Erneuerbaren-Ziele der Großen Koalition, finden Branchenvertreter. Sie fordern 20 GW bis 2030 und 30 GW bis 2035. Zudem brauche es eine Sonderausschreibung von mindestens 1500 MW im ersten Quartal 2019.

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