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Arbeitsmarkt

Ökoenergie-Jobs boomen, aber nicht in Deutschland

Joachim Wille, 13.10.20
Die Zahl der weltweiten Arbeitsplätze im Erneuerbaren-Sektor ist 2019 gestiegen. China verzeichnet mit Abstand den größten Anteil, während in Deutschland seit Jahren Stellen verloren gehen.

Die erneuerbaren Energien entwickeln sich weltweit immer mehr zum Jobmotor, vor allem Länder in Asien profitieren von dieser Entwicklung. In Deutschland hingegen – früher Weltmarktführer bei der Solarenergie – sinken die Beschäftigtenzahlen seit einigen Jahren kontinuierlich. Im Solar-Sektor liegen inzwischen Länder wie Vietnam und Malaysia vor der Bundesrepublik. 

Wind, Solar, Biomasse und. Co sorgten 2019 global für 11,5 Millionen Arbeitsplätze, wie die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten jetzt in ihrem jährlichen Bericht mitteilte. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs von 500.000 Stellen.

Die meisten Jobs bietet die Solarindustrie (Photovoltaik und Solarwärme), nämlich 4,6 Millionen oder rund 40 Prozent der Gesamtzahl, die meisten davon in China. Auf Platz zwei liegt mit 2,5 Millionen Stellen der Bereich Agro-Kraftstoffe, der vor allem in Ländern wie Brasilien, Malaysia und den Philippinen eine große Rolle spielt. Die Wasserkraft folgt mit knapp zwei Millionen Jobs, die Windkraft bietet 1,2 Millionen Stellen. Die Irena betont, dass der Anteil von Frauen in den Ökoenergie-Sektoren höher sei als bei den fossilen. Laut dem Report ist hier fast ein Drittel aller Beschäftigten weiblich, bei Kohle, Erdöl und Erdgas sind es 22 Prozent. 

Hiesiger Jobabbau: Zuerst die Solar-, dann die Windbranche

Interessant ist der hohe Job-Anteil Asiens und speziell Chinas. Auf asiatische Länder entfallen fast zwei Drittel (63 Prozent) der Erneuerbaren-Arbeitsplätze weltweit, China alleine kommt auf 38 Prozent – Folge einer intensiven staatlichen Förderpolitik für die Hersteller von Solar- und Windkraft-Anlagen. Deutschland hingegen erreichte 2011 mit rund 420.000 Arbeitsplätzen in den Erneuerbaren-Branchen den bisherigen Höchststand, nach einer Boom-Phase bei der Installation von Photovoltaik-Anlagen, die dann aber von der Bundesregierung heruntergefahren wurde. Seither sind die Beschäftigungszahlen gesunken, auf zuletzt rund 309.000.

Nach dem starken Aderlass in der Solarsparte zu Beginn des letzten Jahrzehnts sind seit 2016 vor allem Stellen in der Windkraft-Industrie abgebaut worden. Der Zubau von Windparks in Deutschland ist in den letzten Jahren stark eingebrochen. Unter anderem dank dem Exportgeschäft gibt es in dem Sektor aber noch rund 121.700 Arbeitsplätze, immerhin Rang zwei nach China, wenn auch mit deutlichem Abstand. In der hiesigen Solarbranche gab es 2019 sogar wieder einen leichten Zuwachs bei den Jobs, wegen gestiegener Zahlen bei den Anlagen-Installationen. Deutschland belegt damit zwar einen Platz unter den Top Ten im Solargeschäft, allerdings nur noch Rang neun – mit rund 50.000 Beschäftigten. Zu Spitzenzeiten waren es über 150.000.

Schub durch Corona-Hilfen?

Irena-Chef Francesco La Camera sieht zusätzliche Job-Chancen und Einkommensmöglichkeiten durch die Erneuerbaren in Industrie- wie auch in Entwicklungsländern. „Derzeit haben nur einige Handvoll Länder die Führung“, sagte er. Doch könne jeder Staat durch einen Ausbau das Ökoenergie-Potenzial anzapfen und die industrielle Entwicklung vorantreiben.

Laut der Agentur können die Hilfspakete der Regierungen zum Wiederaufbau nach Corona genutzt werden, um die Jobzahlen im Ökoenergie-Bereich deutlich schneller zu erhöhen als das normalerweise der Fall wäre. Wird die Energiewende damit  gepusht, könnten so binnen drei Jahren 5,5 Millionen Stellen zusätzlich entstehen, hat die Irena errechnet. Das bringe die Staaten auch auf den Pfad für die 42 Millionen Jobs, die die Agentur in der Branche für 2050 erwartet.

 

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