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Quartalszahlen

Minus beim Windkraftausbau verfestigt sich

Michael Hahn, 14.12.18
In Deutschland gingen dieses Jahr 50 Prozent weniger Windräder ans Netz als im Vorjahr. Auch die Genehmigungen nehmen weiter ab. Das sorgt für schlechte Stimmung in der Branche – anderswo ist sie deutlich besser.

Der Ausbau von Windenergieanlagen an Land ist in diesem Jahr drastisch eingebrochen. Von Januar bis September wurden nur 646 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 2073 Megawatt (MW) in Betrieb genommen, ein Minus von 50 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum in 2017 (damals 4167 MW). Die Zahlen hat die Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) anhand des Melderegisters der Bundesnetzagentur ermittelt.

Da der Abschwung in den letzten Monaten stärker wurde, könnte der Zubau in ganz 2018 laut FA Wind „deutlich unter drei Gigawatt“ liegen. Das würde noch einmal die Erwartungen der Windbranche untertreffen, die im Sommer mit einem Gesamtausbau in 2018 von unter 3500 MW rechnete. Zum Vergleich: In 2017 wurden 1792 Neuanlagen mit einer Leistung von 5333 MW errichtet. Der FA Wind zufolge kam es im Juli dieses Jahres sogar erstmals zu dem Fall, dass in einem Monat mehr Windleistung abgebaut (34,7 MW) als in Betrieb genommen (22 MW) wurde – ein Minus von 12,5 MW.

Starker Rückgang in Bayern und Sachsen-Anhalt

Bei den Bundesländern gab es den stärksten Rückgang an Inbetriebnahmen mit mehr als 90 Prozent in Bayern (acht neue Anlagen mit 23,5 MW) und Sachsen-Anhalt, wo sieben Anlagen mit 17,3 MW ans Netz gingen. Auch in Schleswig-Holstein fiel das Minus mit 80 Prozent deutlich aus. Die meisten Anlagen (insgesamt 606 MW) wurden in Niedersachsen in Betrieb genommen, allerdings verzeichnet die FA Wind auch dort einen Rückgang von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gute Nachrichten gibt es lediglich aus Thüringen. Dort wurden 33 Anlagen mit 111 MW ans Netz gebracht, was einem Plus von sechs Prozent entspricht.

Auch bei den Genehmigungszahlen gibt es keine Entwarnung. Im Gegenteil: „Der Genehmigungsumfang seit 2017 liegt im Monatsdurchschnitt 60 Prozent unterhalb dessen, was in den Jahren 2014 bis 2016 monatlich genehmigt wurde“, heißt es in der FA-Wind-Analyse. Ende Oktober seien 1278 genehmige Windenergieanlagen (4002 MW) im Melderegister erfasst gewesen, wobei etwa 1500 MW davon bereits vor 2017 genehmigt wurden.

Die Stimmung in der Branche sinkt

Der Rückgang bei Ausbau und Genehmigungen wirkt sich auch auf die Stimmung in der Windbranche aus, wie aus dem zweiten „Wind Energy Trend Index“ des Marktforschungsinstituts Wind Research und der Hamburger Messe Wind Energy hervorgeht.

So würden 50 Prozent der mehr als 1600 weltweit befragten Industrieexperten die Rahmenbedingungen in Deutschland als negativ bis sehr negativ einschätzen. Bei der letzten Befragung im Mai waren es 38 Prozent. 27 Prozent bewerten die aktuellen Rahmenbedingungen hingegen als positiv bis sehr positiv, ein Minus von fünf Prozent. 23 Prozent empfinden sie als neutral. Für 2020 erwarten 37 Prozent (Minus vier Prozent) der Befragten eine gute bis sehr gute Marktsituation in Deutschland und 23 Prozent (plus vier Prozent) eine schlechte oder sehr schlechte.

Global überwiegt die Zuversicht

Für andere Länder sind die Experten weitaus optimistischer: In Europa schätzen aktuell 41 Prozent der Teilnehmer die Rahmenbedingungen für Wind an Land als gut oder sehr gut ein, im Frühjahr waren es 42 Prozent. Leicht verbessert hat sich die Stimmung in Nordamerika (von 26 auf 29 Prozent positiv bis sehr positiv) und in Asien (von 46 auf 49 Prozent). Auch für den Rest der Welt sind 36 Prozent positiv gestimmt. Die Einschätzung, die Lage in den Regionen sei schlecht oder sehr schlecht, teilen nirgendwo mehr als 20 Prozent der Befragten.

Ein weitgehend einheitliches Bild ergibt sich im Offshore-Sektor. Dort werden die Rahmenbedingungen laut Befragung in allen Märkten positiver eingeschätzt als noch im Frühjahr. Nur in Deutschland verschlechterte sich auch an dieser Stelle die Laune. 43 Prozent erachten die Rahmenbedingungen als gut bis sehr gut, im Mai waren es noch 45 Prozent. Demgegenüber stehen 23 Prozent, die die Konditionen als negativ bis sehr negativ bewerten, ein Plus von drei Prozent. In allen anderen Märkten gab es einen Rückgang der negativen Bewertungen.

 

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