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Arbeitsmarkt

Grüner Jobmotor springt wieder an

Joachim Wille, 22.03.18
Frohe Kunde aus dem Wirtschaftsministerium: Die Zahl der Arbeitsplätze im Energiesektor ist mit der Energiewende gestiegen. In der Erneuerbaren-Branche legten sie zuletzt wieder zu – doch es waren schonmal deutlich mehr.

Die erneuerbaren Energien sind ein Jobmotor – allerdings einer, der nicht immer rund läuft. Die Politik hat mit ihren Entscheidungen großen Einfluss auf den Durchzug dieses Antriebs, wie im letzten Jahrzehnt das rasante Auf und Ab in der deutschen Solarindustrie zeigte. Aber klar ist, dass bald deutlich mehr Menschen in der Erneuerbaren-Branche arbeiten werden als in den fossilen Sektoren. Das zeigt eine Studie, die vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegeben wurde. Sie bilanziert erstmals die Entwicklung der Beschäftigung in der gesamten Energiewirtschaft zwischen 2000 und 2016.

Das Ministerium verkündete die frohe Botschaft mit einer Twitter-Meldung:

Die Studie zeigt, dass von den knapp 690.000 Beschäftigten in der deutschen Energiewirtschaft rund die Hälfte im Bereich der erneuerbaren Energien arbeitet, davon der Löwenanteil in den Bereichen Windkraft (160.200) und Biomasse (105.600). Die Solarenergie bringt es auf 45.200, die Geothermie auf 20.300 und die Wasserkraft auf 7300 Stellen.

Warnendes Beispiel Solarindustrie

Tatsächlich kann man der Studie entnehmen, dass die Zahl der Jobs in der gesamten Energiebranche seit 2000 – dem Jahr der Einführung der Ökostrom-Förderung durch das EEG – deutlich gestiegen ist, nämlich von 550.000 auf besagte 690.000. Allerdings lag sie 2011/2012 auch schon einmal deutlich höher: Da waren es bis zu 810.000. Grund war der damals starke Boom der Photovoltaik, der durch noch relativ hohe Fördersätze bei gleichzeitig stark fallenden Anlagenpreisen ausgelöst worden war. So wurde zum Beispiel 2012 ein Rekord-Zubau beim Solarstrom von 7,6 Gigawatt erreicht, während die Neuinstallationen ab 2014 nach starken Kürzungen der Vergütung unter zwei Gigawatt abstürzten und seither dort blieben.

Die Folge war ein brachialer Jobverlust in der Solarbranche; binnen weniger Jahre verschwanden laut der BMWi-Studie rund 100.000 Arbeitsplätze. Deutschland gab seine Spitzenstellung auf, alle großen Hersteller gingen pleite. Die globale Solarindustrie wird heute von den Chinesen beherrscht. Von diesem Absturz konnte sich die Jobbilanz lange nicht erholen. Das Jahr 2016 brachte dann erstmals wieder einen Lichtblick, indem die „grünen“ Arbeitsplätze wieder anwuchsen. Mit 338.600 Personen arbeiteten bei den Erneuerbaren 10.000 mehr als im Jahr zuvor und damit wieder fast so viele wie 2010. Die positive Tendenz dürfte sich 2017 fortgesetzt haben.

Nach oben ging die Beschäftigung vor allem in der Windenergie-Branche mit dem neuen Rekord von gut 160.000 Arbeitsplätzen. Als neuer Jobmotor entpuppten sich die Speichertechnologien, die gebraucht werden, um Zeiten mit wenig Solar- und Windstrom auszugleichen. Die Beschäftigtenzahl in der Speicherbranche dürfte nach Branchenangaben in diesem Jahr die 12.000 überschreiten, das wären bereits halb so viele wie in der Braunkohle-Industrie. Wie es mit den beiden Job-Aktivposten Windenergie und Speicher weitergeht, hängt viel von der Politik ab, die die Rahmenbedingungen dafür setzt. Falsche Entscheidungen können sich bitter rächen – siehe Solarbranche.

 

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