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Erneuerbaren-Ausbau

Europa installiert zu wenige Windräder

Michael Hahn, 24.02.22
Damit die EU ihre Klimaziele erreicht, müssten jährlich fast dreimal so viele Windenergieanlagen errichtet werden wie 2021, warnt der Verband Wind Europe. Anstatt zu wachsen, verliere die Branche Geld und müsse Arbeitsplätze abbauen.

In der Europäischen Union wurden 2021 rund elf Gigawatt (GW) an neuen Windenergieanlagen installiert, in Gesamteuropa waren es 17,4 GW. Das geht aus einer heute (24. Februar) veröffentlichten Ausbau-Statistik von Wind Europe hervor. Um das Klimaziel der EU von 40 Prozent Erneuerbaren-Anteil am Energiemix bis 2030 zu erreichen sei das deutlich zu wenig, warnt der europäische Windverband. Dafür bräuchte es jährlich 30 GW Zubau.

Größte Hürde beim Bau neuer Anlagen sind laut Wind Europe die Genehmigungen. Sie würden trotz ambitionierter Ausbauziele in den meisten EU-Staaten nicht annähernd in der benötigten Menge erteilt. Zudem würde so gut wie kein Mitgliedsland die in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU geforderten Fristen für Genehmigungsverfahren einhalten. Die Vorschriften und Verfahren seien zu komplex, die Genehmigungsbehörden personell unterbesetzt.

Weil zu wenige Anlagen gebaut würden, leide die gesamte Wertschöpfungskette der Branche. Im letzten Jahr hätten vier von fünf der europäischen Windenergieanlagenhersteller Verluste gemacht, auch aufgrund der gestiegenen Rohstoffpreise und wegen unterbrochenen Lieferketten.

Gefahr für den Green Deal

„Die europäische Windindustrie verliert Geld, schließt Fabriken und baut Arbeitsplätze ab – genau dann, wenn sie wachsen sollte, um den enormen Ausbau der Windkraft in Europa zu bewältigen“, sagte Wind-Europe-Geschäftsführer Giles Dickson. Wenn die Situation so bleibe, gerate der Green Deal ebenso in Gefahr wie die Energiesicherheit.

Im Ländervergleich liegt Großbritannien mit 2,6 GW an der Spitze, vor allem, weil dort die meisten Offshore-Anlagen installiert wurden (2,3 GW). Insgesamt wurden europaweit 3,4 GW an neuer Windkapazität im Meer errichtet. Bei den Installationen an Land belegt mit 2,1 GW Schweden den ersten Platz, gefolgt von Deutschland (1,9 GW), der Türkei (1,4 GW) und Frankreich (1,2 GW).

Die gesamte Windenergiekapazität in Europa beträgt der Auswertung zufolge nun 236 GW (207 GW onshore und 28 GW offshore). Die EU kommt auf 189 GW, davon 173 GW auf dem Land und 16 GW auf dem Meer.

Deutschland könnte neuer Spitzenreiter werden

Für die Jahre 2022 bis 2026 rechnet der Windverband damit, dass die erforderliche Zubaumenge von 30 GW jährlich ebenfalls weit unterschritten wird. Durchschnittlich würden in der EU jeweils nur 18 GW an neuen Anlagen aufgestellt, drei Viertel davon an Land. Spitzenreiter werde mit insgesamt 25,1 GW in diesen fünf Jahren voraussichtlich Deutschland sein. Europaweit erwartet Wind Europe einen jährlichen Zubau von 23,1 GW.

Allerdings nur, wenn die von den Ländern angekündigten Maßnahmen zur Verbesserung der Genehmigungssituation auch umgesetzt werden. Geschehe dies nicht und würden die räumlichen und planerischen Anforderungen für Windparks weiter eingeschränkt, „wird Europa im Zeitraum 2022 bis 2026 nur 89 GW installieren“, warnt Wind Europe in der Analyse.

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