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Demos in Berlin und Köln

Zehntausende fordern schnellen Kohleausstieg

Michael Hahn, 03.12.18
Auf Kundgebungen in Berlin und Köln haben am Wochenende zehntausende Menschen für einen schnellen Kohleausstieg demonstriert. Im Vorfeld der UN-Klimakonferenz wurde dabei vor allem die Klimapolitik der Bundesregierung heftig kritisiert.

Zwei Städte, zwei Demos, ein Ziel: Raus aus der Kohle! In Berlin und Köln sind am Samstag (1. Dezember) zehntausende Menschen auf die Straße gegangen, um für das Ende der Energiegewinnung mittels des klimaschädlichen Energieträgers zu demonstrieren. (Siehe auch Bildergalerie weiter unten.)

Unter dem Motto „Kohle stoppen – Klimaschutz jetzt!“ hatte ein Bündnis aus Umwelt- und Klimaschutzorganisationen, darunter BUND, Greenpeace, Brot für die Welt, Campact, Germanwatch, WWF und die Klima Allianz Deutschland zu den Protesten aufgerufen.

Der Termin für den Protest war bewusst gewählt: Einen Tag vor Beginn der UN-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz sollte ein deutliches Zeichen an die Politik gesendet werden, den Ausstieg aus der Kohle zu beschließen. Die Organisatoren nannten es ein „Endspiel um unsere Zukunft und die unserer Kinder und Enkel“.

Weltweite Proteste

Laut Angaben der Klimaschützer waren über 36.000 Menschen (20.000 in Köln und 16.000 in Berlin) dem Aufruf gefolgt. Die Polizei spricht dagegen von über 5000 Teilnehmern in Berlin und 10.000 in Köln. Auch in Brüssel wurde für mehr Klimaschutz aufbegehrt. Medienberichten zufolge zogen 65.000 Menschen am Sonntag durch die belgische Hauptstadt.

In Australien hatten bereits am Freitag tausende Schülerinnen und Schüler gegen die Klimapolitik ihrer Regierung demonstriert. Auch in anderen Ländern wollten Schüler nicht den Unterricht besuchen, um für mehr Klimaschutz einzustehen, so etwa in Schweden, Frankreich, Finnland oder Dänemark.

Die Proteste gehen zurück auf die 15-jährige Schwedin Greta Thunberg, die bereits seit mehreren Wochen jeden Freitag der Schule fernbleibt und vor dem schwedischen Reichstag für die Rettung des Klimas kämpft.

In Berlin startete und endete die Demo am Kanzleramt, in Köln an der Deutzer Werft. Für die Initiatoren ist die hohe Beteiligung ein Zeichen dafür, „dass der Einsatz für einen schnellen und sozialverträglichen Kohleausstieg und für eine saubere Energiezukunft von der Mitte der Gesellschaft getragen wird.“

„Klimapolitischer Totalausfall“

Zahlreiche Rednerrinnen und Redner kritisierten auf den Kundgebungen die Klimapolitik der Bundesregierung. „Klimaziel aufgegeben, erneuerbare Energien ausgebremst, Kohleausstieg vertagt: Diese Bundesregierung ist ein klimapolitischer Totalausfall“, sagte Luise Neumann-Cosel, Campaignerin bei Campact, in Köln.

In Berlin forderte der Vorsitzende des BUND, Hubert Weiger, „mutige Entscheidungen für einen schnellen Kohleausstieg und einen sinnvollen Strukturwandel in den Kohlerevieren.“ Die Regierung müsse dafür sorgen, „dass Deutschland endlich das von ihr mitbeschlossene Pariser Abkommen einhält, das erfordert den Kohleausstieg noch vor 2030.“

Für Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands WindEnergie, war die große Zahl der Demonstranten ein Zeichen dafür, „dass Deutschland mittlerweile eher als Bremser beim Klimaschutz gesehen wird. Es war die deutsche Bundesregierung, die noch im Frühsommer alles tat, um ambitionierte europäische Beschlüsse zum Ausbau der erneuerbaren Energien zu verhindern“, so Albers am Rande der Demo in Berlin. „Wieder einmal zeigt sich, die Gesellschaft ist weiter als ihre Regierung.“

Für zusätzlichen Unmut bei den Klimaschützern sorgte im Vorfeld, dass die sogenannte Kohlekommission der Bundesregierung ihren eigentlich für Ende dieses Jahres vorgesehenen Abschlussbericht auf das nächste Jahr verschoben hat. Zudem sollte das Gremium eigentlich bis zum Start der Klimakonferenz ein Konzept vorlegen, „um die Lücke zur Erreichung des 40-Prozent-Reduktionsziels bis 2020 so weit wie möglich zu verringern“. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) fährt nun mit leeren Händen nach Kattowitz.

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